Elly Beinhorns Rekordflug als Briefmarke

Am 13. August 1935 gegen 0330h hob die bereits bekannte Fliegerin Elly Beinhorn im heute polnischen Gliwice (Gleiwitz) zu einem weiteren Rekordflug ab: innerhalb eines Tages wollte sie von Deutschland nach Asien und retour fliegen; 3.470 km in knapp 13,5 Stunden sollten es werden. Der erfolgreiche Flug, die Fliegerin und auch ihr Flugzeug – eine Bf-108 „Taifun“ – werden mit einer am 12. August 2010 von der Deutschen Post AG herausgegebenen Briefmarke geehrt.

Entwurf von Klein & Neumann, Iserlohn

Am 28. November 2007 starb die begeisterte Fliegerin Elly Beinhorn hundertjährig. Zu ihrem letzten Geburtstag durfte sie noch einmal (als Kopilotin) fliegen; ihren Pilotenschein hatte sie „bereits“ 72jährig freiwillig abgegeben. Zum runden Geburtstag der Fliegerlegende hatte die Deutsche Post  einen Gedenkbriefumschlag herausgegeben – als Werteindruck erhielt er eine Briefmarke, die eine Dornier Do X zeigte; gewiss ein beeindruckendes Flugzeug, aber kein Typus, der über die reine Fliegerei hinaus einen Bezug zu Beinhorn hatte.

Auch insofern ist es schön, dass Beinhorn nun wenigstens posthum die Ehrung erfährt, mit „ihrem“ Flugzeug abgebildet zu werden, das bereits 1979 auf einer anderen Briefmarke der damaligen Deutschen Bundespost abgebildet worden war.

Die Verbindungen zum Krieg sind – wenig überraschend – vielfach:

Elly Beinhorn selbst flog nicht während des Zweiten Weltkriegs – im Gegensatz zum Beispiel zu so unterschiedlichen Personen wie Hanna Reitsch, Beate Uhse oder Melitta Schenk Gräfin von Stauffenberg. Trotz ihrer hohen Bekanntheit ließ sie sich weit weniger auf die NS-Propagandamaschine ein als manch andere Person. Ihre Wohnung in Berlin wurde ausgebombt. Nach dem Krieg konnte sie es kaum erwarten, wieder zu fliegen, doch Deutschen war dies vorerst verboten. So erneuerte sie ihren Pilotenschein zuerst 1951 in der Schweiz.

Die Messerschmitt Bf-108 war zwar ein schnelles und elegantes Reiseflugzeug für bis zu vier Personen – doch 1933 hatte Reichsluftfahrtminister Hermann Göring die Bayerischen Flugzeugwerke mit der Konstruktion eines schnellen Kurierflugzeugs beauftragt. Die Bf-108 sollte eben jenes Verbindungsflugzeug für die Luftwaffe werden. Bei den Piloten war das Muster sehr beliebt, auch als Umschulungsflugzeug für die in diesem Kontext weitaus bekanntere Bf-109.

Auf den Sender in Gleiwitz wurde am 31. August 1939 von der SS ein vorgetäuschter Überfall durchgeführt, der zusammen mit 13 anderen „Grenzzwischenfällen“ als Legitimation für den deutschen Angriff auf Polen am 1. September 1939 herhalten musste. Von März bis Juli 1944 entstanden dort vier Nebenlager des Konzentrationslagers Auschwitz I. Nach Kriegsende wurde die deutsche Bevölkerung größtenteils vertrieben; in „Entdeutschungsaktionen“ versuchte man, die Spuren der deutschen Geschichte zu entfernen.

Nicht zuletzt erhielt ein weiteres, in Deutschland (mit-)entwickeltes Flugzeug denselben Namen: das von EADS produzierte Jagd- und nun auch Mehrzweckkampfflugzeug Eurofighter „Typhoon“, das ursprünglich noch „Jäger 90“ (und später „EF 2000“) hieß, was nicht mehr allzu modern erschien, als es 2003 endlich in Serienproduktion ging.

Natürlich verweist die Briefmarke auf eine Zivilperson in einem Zivilflugzeug und auf ein sportliches Rekordereignis – aber die Geschichte dahinter ist eben nicht einfach.

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