Tyrannenmord: Neues Werk von Jan Bejšovec

Der in Berlin unter dem Label „Konfliktstoff“ arbeitende Textilkünstler Jan Bejšovec hat mit „Tyrannenmord“ ein neues Werk geschaffen, das einerseits auf aktuelle Entwicklungen in der arabischen Welt, andererseits auf den generellen Umgang mit Diktatoren hinweist: Muammar al-Gaddafi herrschte mehr als 30 Jahre mit eiserner Hand über Libyen. Die Welt hatte sich weitgehend mit ihm arrangiert, war er doch in den letzten Jahren von seiner früheren Unterstützung des internationalen Terrorismus‘ abgerückt. Zuletzt war Gaddafi  in der medialen Außenwahrnehmung zunehmend auf seinen hohen Unterhaltungsfaktor reduziert. Die im Februar 2011 ausgebrochenen Aufstände folgerten in Gaddafis Flucht und schließlich seiner Ermordung samt Präsentation der Leiche.

Bejšovecs Stil entsprechend besteht auch dieses expressive Werk (40 x 60 cm) aus diversen, auf einen Keilrahmen aufgezogenen Textilapplikationen und Handstickereien. Die verwendeten Camouflage-Muster sind wie gewohnt mit Bedacht gewählt.

Hierzu der Künstler selbst:

Der schicksalhafte Tod des libyschen Diktators Muammar al-Gaddafi ereilte den Oberst am 20.10.11 wie eine scheinbar gerechte Strafe in seiner Geburtsstadt.

Die nur durch NATO-Hilfe erfolgreiche Widerstandsbewegung rächte die Verbrechen Gaddafis in Form eines Lynchmobs. Den schockierten Gesichtsausdruck über sein nahes Ende verewigten im Blutrausch zitternde Handykameras.

Konfliktstoff zitiert den medialen Tyrannenmord in einer Collage aus roten Textilapplikationen und Handstickerei.

Die Bedeutungsebenen der verwendeten Stoffe reichen vom Tarnstoff des Bundesgrenzschutzes, dessen Tarnmuster in sehr ähnlicher Form von der libyschen Armee verwendet wird, über schweizerisches Camouflage, das für den Konflikt des Gaddafi-Clans mit der Schweiz steht, bis zu orientalischen Stickereien und Spiegelapplikationen, die auf den arabisch geprägten Kulturraum Libyens verweisen.

Die „Arabellion“ ist noch nicht an ihrem Ende angelangt. Welche Entwicklungen die einzelnen Staaten nehmen, ist dabei eine mehr als offene Frage.

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