“Historical Picture” at Kunstraum t27 (Berlin)

From 11 December 2010 to 9 January 2011 (and as already announced here), the Berlin-based gallery Kunstraum t27 celebrates its third birthday with the group exhibition “Historienbild” within a six-part exhibition series about the various genres of (not just) painting. All the 30 works by Chris Dreier, Andreas Seltzer, Henning Kappenberg, Barbara Duisberg and Thilo Droste differently address history and remembering the past, but not the least war.

Chris Dreier and Andreas Seltzer show parts of the already substantial but still growing work “Verdun” about the Battle of Verdun, after the gallery Laura Mars Grp. could show another part of this cycle (see also this Wartist article). Dreier often made the photos at ground level: “you nearly feel the dampness”, Dreier stated, and in fact, it frequently is the soldiers’ perspective, too. This impression works well due to a pinhole camera’s endless area of focus: the pictures satisfy with their atmospheric depth. 6 colour and 12 bw photos are exhibited; they are offered for 250 € (23×17 and 24×18 cm), 300 € (28×20 and 29×23 cm) or 400 € (29×29 cm) each in an edition of 4+1.

These photographic impressions were added with the drawings by Seltzer: he reminds to Verdun as a travel destination: shortly after the First World War, books were published for the many visitors to the battle grounds, forts and bunkers. From these guidebooks, Seltzer receives his inspirations, added with detailed drawings.

Henning Kappenberg setzt sich in seinem Werk immer wieder mit Krieg auseinander, nicht zuletzt in einer großen Werksserie zu den Kriegen im ehemaligen Jugoslawien. In “Historienbild” sind drei Arbeiten zur Zerstörung der baskischen Stadt Guernica/Gernika durch die deutsche Legion Condor während des Spanischen Bürgerkriegs zu sehen. Für “Guernica” aus dem Jahr 2007 malte Kappenberg eine Karte der nordspanischen Region ab (Acryl auf Leinwand, 60×120 cm, 2.400 €); die Farbe wurde mit einer Injektionsspritze aufgetragen, wodurch ein dreidimensionaler, stacheliger Effekt auftritt. Auf der Originalkarte war Guernica wegen der kleinen Größe nicht vorhanden; der Künstler fügte den zum Symbol gewordenen Namen hinzu.

Die beiden anderen Arbeiten, “Calle de la estación, Guernica” (1991, 25×36 cm) und “Plaza de la estación, Guernica” (1993, 25×40 cm, jeweils 250 €) zeigen Szenen aus dem Städtchen vor der Zerstörung auf Basis damaliger Fotografien. Die Gemälde sind jedoch mit rotem Schelllack überzogen – die heile Vergangenheit rückt in die Ferne, überdeckt von der rissigen, halbtransparenten Farbschicht.

Barbara Duisberg zeigt mit “Grenzerfahrungen” aus dem Jahr 2008 ein eindrucksvolles Werk (Acryl auf Schlagmetall, MDF-Träger, 430×180 cm; 7.800 €): Basis war ein Pressefoto polnischer Militärpolizisten am Tag nach der Unabhängigkeitserklärung des Kosovo am 17. Februar 2008. Auf Duisbergs Werk sind die Soldaten losgelöst von der Umgebung, ja von ihrer Funktion. Allein sind sie auf ihrem goldenen Hintergrund abgebildet, nur begleitet von ihren Schatten. Duisberg geht es in ihrem Werk immer wieder um Flucht, und nicht zuletzt hier um die “Ambivalenz zwischen Individuum und Funktion”. Reduziert auf die Protagonisten verschwimmt ihre Aufgabe; geradezu verloren wirken die Krieger auf der edlen Fläche – ohne ihren Kontext wird die Rolle zum Symbol; Funktion, Ort und Zeit werden übertragbar.

Thilo Droste zeigt mit seinem Bild “statt von Menzel” (2009, Öl auf Leinwand, 205×175 cm) eines von 14 Werken aus seiner Serie “Verschollene Bilder”. Diese folgt einem interessanten Konzept: Droste wählt Bilder aus dem Buch “Verlorene Werke der Malerei – In Deutschland in der Zeit von 1939 bis 1945 zerstörte und verschollene Gemälde aus Museen und Galerien” von Klaus P. Rogner und malt diese im Originalformat nach. Allerdings handelt es sich nicht um bloße Kopien; vielmehr verwendet er seinen eigenen Malstil und zudem bildet er das Ursprungsgemälde in Schwarzweiß ab – ein weiterer Verweis auf den Charakter der Kopie. Denn das Original bleibt unersetzlich, der Verlust durch Kriegsfolgen ist nicht zu überbrücken.

Das hier ausgestellte Bild basiert auf einem Gemälde von Adolph von Menzel und zeigt den preußischen König Friedrich II – dort sind die Kriegsgeschehnisse ausgeblendet – der Herrscher sitzt mit seiner Gesellschaft zu Tisch. Die anderen 13 Werke aus Drostes Serie werden in der Ausstellung durch aufgemalte Rahmen aufgezeigt – die Lücken durch den Krieg werden auf eine weitere, abstrakte Ebene gehoben.

Insgesamt eine überaus sehenswerte und abwechslungsreiche Ausstellung, die sich mit Krieg auf unterschiedlichste Weise auseinandersetzt.

Historienbild

11 December 2010 until 9 January 2011

Open We-Su from 1500 to 1900h

Closed from 24 December 2010 until 1 January 2011

Lecture: “Historie(n) und ihre Bilder” by Christian Mayrock, 16 December 2010, 1930h

Finissage: 9 January 2011, 1930h with artists’ talk and art lottery drawing

kunstraum t27Thomasstraße 27

D-12053 Berlin

Germany

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